Über das Förderprogramm
Das Bundesumweltministerium (BMUV) fördert vier Pilotvorhaben zum Moorbodenschutz auf landwirtschaftlich genutzten Flächen über einen Zeitraum von zehn Jahren (2021 - 2031).
Die Bundesregierung hat im November 2022 eine Nationale Moorschutzstrategie veröffentlicht. Darüber hinaus ist der Moorschutz im Klimaschutzprogramm 2030 im Rahmen des Klimaschutzplans 2050 verankert. Zur Erprobung und Weiterentwicklung nasser Bewirtschaftungsweisen fördert das BMUV vier Pilotvorhaben zum Moorbodenschutz in Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein, Brandenburg und Bayern. Die Pilotvorhaben erproben, wie sich trockengelegte und intensiv genutzte Moorböden in eine nasse Bewirtschaftung überführen lassen.
Im Mittelpunkt stehen Wiedervernässungsmaßnahmen und deren Auswirkungen, die Etablierung standörtlich angepasster Paludikulturen und Fragen im Zusammenhang mit deren Bewirtschaftung. Aspekte einer sozial und wirtschaftlich ausgewogenen Umsetzung werden ebenso berücksichtigt wie die Auswirkungen auf die Biodiversität. Die Erkenntnisse sollen als Grundlage für eine breite Umsetzung von Wiedervernässungsmaßnahmen und für fachpolitische Schlussfolgerungen zum zukünftigen Beitrag wiedervernässter bewirtschafteter Moorböden für den Klima-, Umwelt- und Naturschutz dienen.
Wiedervernässte Moore sind erhebliche Kohlenstoffspeicher und wichtige natürliche Partner gegen den Klimawandel. Die Pilotvorhaben zum Moorbodenschutz liefern damit bedeutende Erkenntnisse im Spannungsfeld von Moorbodenschutz und Landwirtschaft als Beitrag zum Natürlichen Klimaschutz. Sie dienen unter anderem auch der Vorbereitung künftiger Fördermaßnahmen zum Natürlichen Klimaschutz mit Bezug auf Moorböden.
Das BMUV fördert die vier Pilotvorhaben mit rund 56 Millionen Euro über einen Zeitraum von zehn Jahren (2021-2031). Zu den Zuwendungsempfangenden gehören Landesbehörden, Kommunen, landeseigene Unternehmen, Stiftungen sowie universitäre und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen. Zuständige Projektträgerin ist die ZUG.
Folgende Maßnahmenpakete sind Gegenstand der Förderung:
- Flächenbereitstellung für Wiedervernässungsmaßnahmen
- Planerische und bauliche Maßnahmen zur Wiedervernässung
- Umsetzung und Monitoring der Wiedervernässungsmaßnahmen
- Umsetzung von Bewirtschaftungsmaßnahmen und Flächenmanagement (Pilotmaßnahmen zur Erprobung von Paludikulturen bei nasser Landbewirtschaftung)
- Forschung und Entwicklung zu angepassten Verfahren und Technologien (Bewirtschaftung, Verwertung, Sozioökonomie)
- Umsetzung wissenschaftlicher Begleitforschung, insbesondere Biodiversitäts- und Treibhausgas-Monitoring
- Qualifizierung durch Kapazitätsaufbau und Akzeptanzförderung bei Zielgruppen mittels Bildung, Information und Vernetzung der Akteur*innen.
Übersichtskarte geförderte Pilotvorhaben
Eine Liste aller Projekte finden Sie auch unter dem Reiter "Projekte" am Anfang der Seite.
Zusammenarbeit im PaludiNetz
Die vom Bundesumweltministerium (BMUV) geförderten Pilotvorhaben bilden gemeinsam mit den Modell- und Demonstrationsvorhaben des Bundeslandwirtschaftsministeriums (BMEL) das PaludiNetz. Alle neun Moorschutzgroßprojekte arbeiten in Verbünden von Praxis- und Forschungspartnern und setzen auf Wiedervernässung zum Torferhalt. Im Fokus ihrer Arbeit stehen innovative Ansätze zur nachhaltigen Nutzung landwirtschaftlich bewirtschafteter Moorböden und Verwertungslinien. Ziel ist es, den Wissenstransfer zu fördern, Herausforderungen gemeinsam zu bewältigen und Lösungen für eine angepasste Moornutzung voranzutreiben. Die Synthese der Erkenntnisse im PaludiNetz erfolgt unter Beachtung der Eigenständigkeit der Pilotvorhaben. Die Vernetzung und Beratung im PaludiNetz wird durch die PaludiZentrale koordiniert, die als übergeordnetes Vorhaben die vier Modell- und Demonstrationsvorhaben des BMEL betreut.
Hintergrundinformationen
Moore sind einzigartige Lebensräume für viele Tier- und Pflanzenarten und außerdem wichtige Langzeitspeicher für Kohlenstoff. Werden Moorböden zum Beispiel für eine land- oder forstwirtschaftliche Nutzung entwässert, setzen sie ihren gebundenen Kohlenstoff in Form erheblicher Mengen an Treibhausgasen frei. Mehr als ein Drittel der Treibhausgasemissionen aus der Landwirtschaft Deutschlands stammen aus entwässerten Mooren in landwirtschaftlicher Nutzung, obwohl diese nur etwa sieben Prozent der landwirtschaftlichen Fläche ausmachen. Um solche Emissionen deutlich zu reduzieren, müssen die Wasserstände entwässerter Moore wieder angehoben (Wiedervernässung) und die Nutzung angepasst werden. Naturnahe Moore stellen auch in der intensiv genutzten Kulturlandschaft wichtige Lebensräume für bedrohte Arten dar und sind für den Erhalt des Biodiversitätsschutzes in Deutschland unverzichtbar.
Um die Klimaschutzziele Deutschlands entsprechend des Bundes-Klimaschutzgesetzes zu erreichen und Lebensräume für seltene und gefährdete Tier- und Pflanzenarten wiederherzustellen, ist eine Wiedervernässung landwirtschaftlich genutzter Moorböden erforderlich.
Eine wesentliche Herausforderung ist allerdings der Ausgleich zwischen Biodiversitäts- und Klimaschutz einerseits sowie andererseits den ökonomischen Interessen der Land- und Forstwirtschaft auf betroffenen Flächen. Hierbei spielen insbesondere der Anbau neuer Kulturen (Paludikulturen) und deren Verwertungsmöglichkeiten bei gleichzeitig moorerhaltender Bewirtschaftungsweise (nasse Bewirtschaftung) eine wesentliche Rolle.
Infoblatt Pilotvorhaben Moorbodenschutz